Das Leben ist nicht schwarz weiß

Eine Konzertlesung mit Judy Bailey und Patrick Depuhl

Schwäbisch Gmünd, Oktober 2022:

Als die Zehntklässler am Morgen des 21. Septembers 2022 zur Konzertlesung mit dem Thema „Das Leben ist nicht schwarz weiß“ die Mensa füllen, schauen sie zunächst etwas fragend und unsicher in die Runde.

Auf der Bühne: Fotos, einige Musikinstrumente, der bärtige Patrick Depuhl an den Drums, und seine Frau Judy Bailey mit ihrer schwarzen Haut und der Rastafrisur an der Gitarre. Das ungewöhnliche Duo weckt Neugier, will aber auch erst mal von den zurückhaltenden Teenies in den Blick genommen und gehört werden.
Durch seine Erzählungen und die eingängigen Songs wärmen die Beiden ihr junges Publikum auf. Der Applaus wird immer stärker, und bald merkt man an der ungebrochenen Aufmerksamkeit der Anwesenden: Diese zwei Zeitzeugen und Botschafter für „Toleranz und Vielfalt“ (eine der Leitperspektiven des geltenden Bildungsplans in Baden-Württemberg!) kann man Ernst nehmen. Als Patrick Depuhl die Geschichte seines Vaters aus der NS-Zeit erzählt, ist es mucksmäuschenstill im Auditorium, niemand möchte die Pointe verpassen- ein Zustand, von dem so manche Lehrkraft in ihrem Geschichtsunterricht sicher nur träumen kann!  Die Mitmachelemente (Klatschen, Mitsingen) werden altersentsprechend weniger enthusiastisch aufgenommen, man bleibt vorsichtig und möchte sich nicht vor den anderen als „uncool“ exponieren. Doch Patrick Depuhl und Judy Bailey spielen ihren Vorteil als erfahrene Eltern dreier Söhne im Sekundarschulalter geschickt aus und es gelingt ihnen, durch eigene Fragen an die Jugendlichen den Raum zu öffnen. Habt ihr schon einmal Ausgrenzung erlebt oder beobachtet? Wie kann man sich erklären, dass im Internet so viel Hate Speech kursiert? Welche Rolle spielt in eurer Altersgruppe und auch bei anderen Menschen nach eurer Erfahrung das Äußere? Wie ent-lernt man Vorurteile? „Man sollte alle normal behandeln und nicht nach der Hautfarbe“, meint eine Schülerin. „Ja“, pflichtet Judy Bailey ihr bei, „genau, aber man sollte sie auch nicht aus lauter Nettigkeit als etwas anderes sehen, als sie sind. Ich zum Beispiel möchte nicht, dass du meine Hautfarbe ignorierst oder mich als Farbige bezeichnest. Ich bin schwarz. Ich möchte gern so gesehen werden, wie ich bin- wie alle Menschen.“ Es sind solche Sätze, für die sich diese direkte Begegnung lohnt. Und die auf die Schülerinnen und Schüler sichtlichen Eindruck machen. Beim Hinausgehen fallen die [von der Verfasserin erfragten] Kurzkommentare zur Konzertlesung entsprechend positiv aus: „ „Toll!“, „Vielfältig und hatte Tiefgang“, „Schön, dazu sehr interessant“, „Die Botschaft war, dass alle Menschen gleich sind, im guten Sinn“, „Bewegend“, „Sehr bewegend“, „ „Die Veranstaltung war sehr aufschlussreich“, „Was die Beiden gesagt haben, regt zum Nachdenken an“ “, „Ich habe viele Anstöße bekommen“.

Verantwortlich für das Projekt waren Julia Münch-Wirtz und Ulrike Engel.